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Newsletter Nummer 17

  • Sandra Schrade
  • 25. Nov.
  • 6 Min. Lesezeit

Propaganda Newsletter

(Kein Abo. Kein Rücktritt. Nur Nonsense.)


Prolog: Eine Zeit lang habe ich meinen ehemaligen Kollegen regelmäßig Newsletter geschrieben – mit Geschichten aus meinem Alltag von der neuen Arbeit. Natürlich hemmungslos übertrieben, maßlos ausgeschmückt und auf die Spitze getrieben. Aber wie bei jedem guten Gerücht steckt immer ein Fünkchen Wahrheit drin.

Der Name „Propaganda“ entstand damals so: Nach meiner Hochzeit lauteten meine neuen Initialen SS, und so begannen auch meine Mailadresse im damaligen Unternehmen. „Propaganda“ erklärt sich in diesem Zusammenhang von selbst. Wichtig dabei: Ich distanziere mich so weit von rechts, wie ein Mensch nur kann. Humor ist mein Mittel, um Dinge aufzulösen, die eigentlich gar keinen Raum haben sollten.

Und weil einige meinten, sie vermissen diese überdrehten Alltagsberichte, erscheinen sie ab jetzt hier – offen für alle, die Lust auf drei Minuten gepflegten Unsinn haben.

Regel Nummer 1: Wer einmal liest, muss weitermachen.Abbestellen gibt’s nicht.


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Es ist viel passiert – wohoooohooo, whoo – nichts bleibt mehr gleich!


Ja, ich bin ein Millenial und starte NATÜRLICH mit Zitaten aus der alten 90er Zeit in diesen fuluminanten, neuen Newsletter. JA, ich musste kurz googeln, wo die Zeile nochmal herstammte, aber NEIN ich werde es euch nicht direkt verraten. Ich baue einen Spannungsbogen. Einen Flitzebogen. Ich weiß ja, wie man die Crowd bei Laune hält als echtes Deichkind.


Anders als bei dem Zott-Sahenejoghurt-Werbespot, wo ich auch heute noch ganz sicher jedes Wort kenne, bin ich bei Serien schwer zu begeistern gewesen. Schloss Einstein – JA! Full House – JA! Aber auch da weiß ich nur noch, dass "selbst Einstein hatte, nur ne vier in Mathe und war später mal total genial!" Ich schweife ab.

Und JA das ist der Sinn von diesem Newsletter ABER ich muss noch was loswerden:


Ich schreibe diesen Newsletter nicht wie sonst mit einem Lächeln im Gesicht, sondern mit einem kleinen, schweren Herzilein. Wir haben unsere Hummel – die Mama von Ena mit den Scherenhänden – am Samstag beerdigt. Bei strahlendem Sonnenschein und Schneedecke haben wir ihre Urne mit einem wundervollen, bunten Blumenkranz im Friedwald beigesetzt.


Es war furchtbar.

Und wunderschön.


Die Liedauswahl hat mich gekillt. Wobei das vermutlich der unpassenste Begriff in dieser Geschichte ist. Ich korrigiere ihn aber nicht, weil ihr ja keine Perfektion erwartet, sondern echten Lesegenuss.

Ich vermisse Lara. Ich vermisse ihre stumpfe, witze Art. Noch im Hospiz hat sie mich zum Lachen gebracht.

Und ich weiß, dass ihr Mann meine Newsletter liest.

Und wir auch furchtbar gelacht haben, als wir alte davon gelesen haben, als sie noch lebte.


Er hat gesagt, dass es ihm gute Laune macht, wenn er so einen Blödsinn liest. Also schreibe ich.

Trotz schwerem Herzen. Für ihn. Für Lara und ein bisschen natürlich auch für euch.


Verzeiht mir, wenn Misses Whistleblow heute nur halbwitzig ist. Halbwortgewandt oder die Schwere durch die Zeilen klingt. Manchmal ist das Leben nicht nur rosarot, sondern auch ein bisschen bordeaux. Aber auch das KANN ja ganz schön sein.


Der erste Schnee ist gelandet, mein Heineken kühlt nun auf der Terrasse statt im Kühlschrank, ich habe EIGENHÄNDIG einen Elektrozaun aufgebaut und installiert und TATSÄCHLICH sind seitdem auch keine Schweine mehr im Garten gewesen. Ich habe mal recherchiert, ob dem Rollrasenmann nun Gliedmaßen fehlen, weil sie durch Elektrozaunschläge verbrannt wurden (in meiner These hat er ja mit seiner kleinen Trüffelnase die Grasnarbe weggeschnuffelt um nächstes Jahr im Rüthers Kamp wirtschaftlich aus den Vollen zu schöpfen) aber die Presse berichtet von Nichts. Ich habe die Winterjacken vom Dachboden geholt - der vermutlich erwachsenste Move meines Daseins. Jackentausch im Winter und Frühjahr. Da merke ich, dass ich doch mehr Dinkel-Dörte geworden bin, als es mir lieb ist. WOBEI es noch deutlichere Anzeichen gibt. Mandelmus. Erinnert ihr euch daran, wie ich berichtet habe, dass mir Porridge mit Mandelmus schmeckt, wie schonmal gegessen?! Ich habe dem ganzen eine neue Chance gegeben. Und wenn euch mal RICHTIG langweilig ist, lade ich euch herzlich ein, das folgende Rezept nachzukochen, wobei besonders der LETZTE Schritt wahnissig wichtig ist:


  1. Mandelmus öffnen und mit einem Löffel probieren.

  2. Merken, dass es OK schmeckt, aber nicht geil.

  3. Einen Löffel Mandelmus über Joghurt machen, weil man das so macht, sagt Insta.

  4. Glas zudrehen mit einer Hand.

  5. Merken, dass das Glas SEHR groß und flubschig ist.

  6. Fallen lassen mit halb offenem Deckel.

  7. Ja. Mandelmus ist am Boden auch dickflüssig, ölig und wirklich blöd sauber zu machen.


Das ist mein Rezept gegen Langeweile.

Ihr seid ungefähr 43 Minuten beschäftigt und es erfüllt einen mit ganz wundervollen Gefühlen.

Da ist alles bei.

Wut - über den Prozess.

Freude - dass das Glas nicht zerbrochen ist.

Hass - dass man nicht EINFACH dabei bleibt, dass es nicht schmeckt.

Liebe - weil man kurz an Lara gedacht hat, weil die mochte Mandelmus.

Es ist quasi Therapie.

Ich hab jetzt noch ein halbes Glas. Von KORO. Es ist also meine finanzielle Absicherung für den Fall von wirtschaftlicher Schieflage. Ich esse es sicherheitshalber nicht. Früher hat man Krügerandt-Münzen gekauft, heute Mus von Koro. Halbe Niere im Tausch gegen so ein Glas. Und dann, ZACK eingearbeitet ins Parkett. Und das freut sich nichtmal. Das Gammelt jetzt bestimmt ganz langsam und ekelig. Oder die Wildschweine kommen zurück und lutschen das ab. Man weiß es doch nicht.


Dann ist ein Wichtel bei uns eingezogen. Diesen Fehler habe ich beim Einzug des Hauses gemacht. In Elternzeit. WIE DUMM! Und nun kommt man da nicht mehr raus. "Wenn es schneit kommt Nisse wieder, oder?" Ja klar! Hoffentlich schneit es nicht. Und dann DAS. Schnee im November. Alles klar - Tür an die Wand geklebt und ab geht die wilde Reise! Jetzt folge ich innovativen Mama-Profilen, die einem erzählen "wie einfach und schnell das ist – auch vielbeschäftigte Eltern schaffen das. Gar kein Problem. Druckt euch einfach diese 24 Briefe aus und haltet euch AKRIBISCH an den Ablauf." NEIN Johanna – da fängt es doch schon an! Ich habe gar keinen Drucker! Ich habe Mandelmus! Soll ich das nun versetzten?!


Nisse wird oft Ferien machen. Er hat sich verliebt. Was willst du da machen?! Die Wichtelfrau ist in einem anderen Haus und Männer können ja besser im dunklen alleine fahren. Also werden wir akzeptieren, dass hin und wieder keine Streiche passieren, sondern ein Schild an seiner Tür hängen wird. Das werde ich prickeln, weil ich ja keinen Drucker habe:

"Bald back. Bin Bumsen."

Zurück hatte kein B - aber das bisschen Englisch traue ich meinen Kindern zu.


Dazu kommt, dass Matilda dieses Jahr Lesen kann. Ein Game-Changer. Die letzten Jahre habe ich immer den selben Brief genommen und einfach andere Dinge vorgelesen.

Das geht ja nun nicht mehr. Also werde ich mir an den drei Tagen, wo Nisse nicht Bumsen ist RICHTIG Gas geben. Nutella am Klo, Karotten im Adventskranz und Frischhaltefolite im Waschbecken, mini Kondome für seine Ausflüge und massig Klopapier. Ihr wisst Bescheid.

Ich bin doch vorbereitet - beruhigt euch!


Ansonsten habe ich in eine Designertasche investiert. Ihr wisst es. Von Apple. Das einzige wofür Kniepse-Sandra wirklich Geld ausgibt. Technik.


Ein neues Handy ist es geworden. Zum ersten Mal in meinem Leben das neueste Modell. Ich bin ganz aufgeregt, berichte ALLEN, wie intuitiv Apple ist. Wie toll das alles funktioniert. Und dann sehe ich:


  1. Es gibt nur KACK-Farben. Orange, blau und weiß - WARUUUUUUUUUMMMMMM?

  2. Es verbindet sich nicht mit meinem Auto - WARUUUUUMMMMMM?


Ich musste nun eine teure Hülle kaufen, damit man das Handy nicht mehr sieht. UND ich musste einen Dongle ins Auto packen, damit mein Carplay wieder geht. Das kann ja nun nicht sein, liebes Apple-Team. SO haben wir nicht gewettet. Ich bin mir sicher, dass Steve meinen Blog liest. Ich wünsche mir gold zurück. Aber richtig gold. Oder schwarz-gold. Ich möchte bitte, dass es wieder in meinem Auto geht. Und ich finde die Kamera-Anordnung hässlich. Danke!


Ich habe es trotzdem gekauft.

Die Fotos sind toll.

Das muss ich zugeben.


Dann habe ich gestern mit meiner BFF (Würde Matti jetzt NICHT bestätigen, weil ich ihr noch keine Kette mit einem Halben Herz von H&M geschenkt habe) getroffen und wir waren so richtig erwachsen Glühwein trinken. Der erste in diesem Jahr. Ganz aufgeregt nehmen wir beide die Tasse hyggelig in die Hand, schauen, wie man schaut, wenn man gemütlich trinkt. Und verziehen beide das Gesicht. SOWAS ekeliges haben wir beide lange nicht getrunken. Vorsichtig überlegen wir, ob man wohl was sagen darf. Oder ob wir komisch sind. Wir entscheiden uns für den Umtausch des Getränks und es stellt sich heraus, dass der Zucker fehlte.


Und das, meine Lieben ist die Moral von der Geschicht: Das Leben schmeckt mit Mandelmus, aber vergesst den Zucker nicht.


Der Song ist übrigens vom Marienhof. Hab ich GAR KEIN Bild mehr von im Kopf. Nach eigenen Angaben würde ich auch behaupten das nie gesehen zu haben. Aber der Song ist fix in meinem Hirn. Genau wie der Zott Sahnejoghurt, Sahne fruchtig, frisch und dann – hinein ins Weekend-Feeling.


Ich wünsche euch eine wunderschöne, ruhige Novemberzeit, bevor der Advent kickt und ihr lauter Dinge tun müsst, die ihr gar nicht wollt. Wenn ihr dann aber Termine vor der Brust habt, die euch richtig abfucken, denkt immer an meinen Mandelmusglas-Moment und macht euch bewusst: NICHTS ist schlimmer als 250g Mandelmus auf Parkett.


In Liebe.

Sandra









 
 
 
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