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Newsletter Nummer 15

  • Sandra Schrade
  • 14. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Propaganda Newsletter

(Kein Abo. Kein Rücktritt. Nur Nonsense.)


Eine Zeit lang habe ich meinen ehemaligen Kollegen regelmäßig Newsletter geschrieben – mit Geschichten aus meinem Alltag von der neuen Arbeit. Natürlich hemmungslos übertrieben, maßlos ausgeschmückt und auf die Spitze getrieben. Aber wie bei jedem guten Gerücht steckt immer ein Fünkchen Wahrheit drin.

Der Name „Propaganda“ entstand damals so: Nach meiner Hochzeit lauteten meine neuen Initialen SS, und so begannen auch meine Mailadresse im damaligen Unternehmen. „Propaganda“ erklärt sich in diesem Zusammenhang von selbst. Wichtig dabei: Ich distanziere mich so weit von rechts, wie ein Mensch nur kann. Humor ist mein Mittel, um Dinge aufzulösen, die eigentlich gar keinen Raum haben sollten.

Und weil einige meinten, sie vermissen diese überdrehten Alltagsberichte, erscheinen sie ab jetzt hier – offen für alle, die Lust auf drei Minuten gepflegten Unsinn haben.

Regel Nummer 1: Wer einmal liest, muss weitermachen.Abbestellen gibt’s nicht.


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Nun also hier, nach mehr als zwei Jahren Pause: Newsletter Nummer 15!


JA, ihr seht richtig. JA, es ist wahr! JA verdammt, es hat lange gedauert – aber hier ist ER.

Ein neuer Newsletter. 

Ein Propaganda-Newsletter 2.0 muss man fast sagen, denn es hat sich vieles verändert. 

Die Empfängerliste, mein Leben und natürlich auch das Drumherum. Und damit meine ich nicht solche Kleinigkeiten wie Kriege, Trumps Auftritt in Israel oder irgendwelche komischen Menschen in Arnsberg, die Polizisten mit einer Brechstange attackieren. Ich meine die wichtigen Dinge im Leben, ich meine meine neue Trinkflasche. Stanley Cup ist was für Anfänger. Ich schlürfe ab sofort nur noch aus der Owala und frage mich, wie dieses Meisterwerk der Technik mir so lange verborgen bleiben konnte. Geeignet für Kaltgetränke jeder Art. Kleiner Schluck - super! Großer Schluck - ideal! Ich sag mal so- egal ob Weißwein beim Elternabend oder Wasser bei der Arbeit. Lebensverändernd. 

 

Lebensverändernd war auch die Grenzerfahrung mit Wildschweinen auf unserem Grundstück. Da stehe ich einmal auf einer Bühne und moderiere, kommen die Schweine und zerhacken uns den halben Garten. Ein Traum. Also für ein Schwein denke ich. Ich bin eher semi begeistert - vor allem seit ich weiß, dass man sowas nicht versichert hat und der gute Rollrasen-Mann sich nun ins Fäustchen lacht, weil er nächstes Jahr an diversen Häusern im Rüthers Kamp nochmal fein Abladen darf. Vielleicht war er es auch, der mit einer Trüffelnase über den Boden glitt, um genau diese sichere Mark im kommenden Frühjahr zu wittern. KÖNNTE sein.

 

Auf jeden Fall schreibt hier eine Frau aus dem Holland-Urlaub. Ich sitze alleine auf der Couch für 6 und höre meinen kleinen, illustren Heineken-Bläschen beim Platzen im Bierglas zu. Ich habe noch nie alleine Bier in Holland getrunken. Ein merkwürdiges Gefühl, aber auch schön. Erhaben irgendwie. So erwachsen zu sein, dass man das darf, ohne als Alkoholiker abgestempelt zu werden. Die Stufe zwischen „Na ja“ und „Wie erwachsen“ verwischt hier Zusehens. Ihr fragt euch: HÄ?! Diese Frau ist doch vergeben - wo sind Mann und Kinder. Gemach ihr kleinen Mausebären - die gibt es natürlich noch. Die Kleinen sind mit, die anderen WAREN mit, mussten aber nach einem immensen Wochenende von Freitag Abend bis Montag bereits abreisen - die Arbeit verlangte es. Und ich bin hier, in meinem Revier, war nie wirklich weg, hatte mich bloß versteckt. 

 

Und wie ich hier bin. Als erste morgens auf dem Trampolin, als letzte im Spieleparadies. So hatte ich es mir vorgestellt.

 

Die Realität ist eine bellend hustende Tochter und damit verbunden eine SEHR müde Sandra. Ich glaube an Narkolepsie nach der ersten Nacht und ich glaube heute auch mehrfach mit offenen Augen geschlafen zu haben. Wie ein Baby, was immer wieder hochschreckt, aber eigentlich schlafen muss. ABER irgendwie haben wir es dennoch geschafft zwischen Spielplatz, See, Spieleparadies und Zuhause zu Pendeln UND mit Chips in die Badewanne zu gehen. Mit Chips, weil ist ja Urlaub. Die Kleinen waren sehr glücklich heute. Ich erst nicht, dann aber auch. Ich habe bemerkt, dass es irgendwie cool ist in einer Leichtigkeit solche „verbotenen“ Dinge zu erlauben wie „Chips in der Badewanne“. Ich bin quasi Gott. Also aus Sicht der Kinder. Und dann stehe ich vorm Spiegel und denke mir, dass Gott SO ganz sicher nicht aussehen würde. Strubbelige Haare und Pickel – da hat der sich sicher anders gebaut. Wenn man sich schon selbst schaffen kann, dann ja wohl ordentlich. Und dann realisiere, dass ich mich wirklich gerade mit Gott verglichen habe. Nur kurz versteht sich. 

 

Ich werde auf jeden Fall von vielen Menschen angesehen. Sehr mitleidig. Die Blicke der Frauen sagen: „Die Arme, ganz alleine hier. Sicher verlassen worden, kein Wunder bei den Pickeln.“ Die Männer eher: „Warum hat die ein Bier und ich nicht.“ Schon Sokrates sagte: „Hinfort mit dummen Gedanken. Hinein mit dem Wein.“ Also hat er sicher nicht, aber hätte er gut gekonnt, dann würde ich ihn auch häufiger zitieren. 

 

Joar. Ansonsten sitze ich hier rum, esse Käse und starre Menschen an. Das liebe ich. Irgendwo sitzen und Menschen angucken. Dabei merke ich aber auch, wie müde ich eigentlich bin. Vorhin bin ich am Nachbartisch so tief mit eingestiegen, dass ich fast geantwortet hätte. „Nein Isabell, so kannst du das aber nicht einfach stehen lassen. Wehre dich gegen deine Schwiegermutter. Annika hat doch keine Ahnung!“ Der kleine Junge, der vor meinem Tisch stehen geblieben ist und mich angestarrt hat, hat eigentlich meinen Traum gelebt: Noch offensichtlicher sein, kein heimliches Wegsehen. Einfach direkt Hinstellen, Zuhören und mit Blicken Urteilen. Das wäre ein guter Job für mich: „Bällebad-Eltern-Coach“ man könnte an diesem Ort viel späteres Leid verhindern glaube ich. Im Bällebad sind alle gleich. Egal ob Manager, Hausfrau oder Arzt: Alle treibt das selbe rum. Und es ist sicher nicht Frederik-Johannes mit seinem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, der krampfhaft mir Lara-Marie um den letzten Klotz kämpft, damit „jeder die selbe Anzahl hat.“ NEIN Frederik-Johannes. Du bist es nicht. Wir wollen alle Frieden, 15 Minuten kein MAAAAMAAAAAA und keine Verletzungen. Uns ist PIEPEGAL, wer mehr Klötze hat. Uns ist PIEPEGAL, wer den höheren Turm hat. Frederik-Johannes, wir wollen Frieden - koste es, was es wolle!

 

Ich nippe hin und wieder an meinem Weißwein, gucke so von Tisch zu Tisch und stelle fest, dass wirklich NIEMAND mehr spricht. Die sitzen alle am Handy. Ich schreibe diesen Text natürlich am Computer, am Abend danach, ist ja klar. Aber das lässt mich wirklich nachdenklich zurück. Wir zahlen mit dem Handy, fotografieren mit dem Handy, wir leben am Handy. Und irgendwie vergessen wir die echte Welt dabei. Ich wünsche mir eine 1-Minuten-Umarmung, wenn ich euch das nächste Mal sehe. Ganz kurz vor „Unangehem“, damit ich weiß, dass ihr echt seid. 

 

Morgen kommt ein guter Kumpel mit seinen 2 Töchtern nach in unserer 6er Haus, was ja aktuell nur von 3 Menschen bewohnt wird. Dann machen wir uns noch 2 nette Tage zusammen. Beim Überfliegen dieses Satztes, liest es sich wie eine Textaufgabe in der dritten Klasse. Das Ergebnis ist übrigens 7. Einfach, weil ich die Zahl mag. Und Herr Teetzmann würde jetzt Schreien: „SIEBEN WAS, Sandra. Schweine, Äpfel, Birnen?!“ „7 Bier, Herr Teetzmann!“ mit kleinen Heineken-Blubberblasen, die im Glas Platzen. 

 

Ich könnte jetzt noch von meinem Aufeinandertreffen mit der Politik berichten, oder von einem Wahlkampf, in dem ich mich fast selbst Abgewählt hätte, oder von einem neuen Projekt, was so viel können wird – ABER ich bin ja ein guter Influencer und spoilere nur. Schaltet wieder ein, wenn es heißt: Propaganda von Sandra. 

 

In Liebe: ICH. 

 

 

 

 

 
 
 

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